18. Februar 2011

Einsam.

Jetzt, in den Stunden, wenn es Nacht ist, wandert ein kalter und farbloser Schatten umher. Er kriecht den Mittelgang entlang, ehe er unter den Eisentüren hindurch in diesen kleinen, von Zellenwänden umschlossenen Raum schlüpft. Und es ist immer dieselbe undurchdringliche Dunkelheit, die uns am Abend besucht, regelmäßig, unveränderlich.
So sehr wir auch in diese Leere starren, die plötzlich die Welt vor unseren Augen verhüllt, so kommt es doch immer wieder vor, dass hinter den elektrischen Zäunen, die den Hof umgeben, bis zum ersten Tageslicht kein Orientierungspunkt mehr zu erahnen ist, in diesem Nichts ohne Anfang und Ende.
[...]
Genau in diesem Augenblick überkommt jede von uns dasselbe Gefühl der Einsamkeit und Verwirrung. In jenen Stunden schläft niemand ein.
Ich weiß, dass es unmöglich ist, an diesem Ort Schlaf zu finden. Das gehörte zu den ersten Dingen, die ich hier nach meiner Ankunft gelernt habe..
Wir können uns noch so sehr auf den Matratzen unserer Betten wälzen, schnarchen, husten, mit lauter Stimme sprechen, um die Gleichgültigkeit vorzutäuschen, ich weiß sehr gut, dass an solche Orten, wo das Alleinsein schlimmer ist als überall sonst, die Nächte ohne Schlaf bleiben werden.
Es gibt welche, die weinen. In den ersten Wochen ähnelt dieses Weinen Schreien der Empörung und des Hasses. Kummer klingt darin an, das Gefühl erlittenen Unrechts. Und dann, im Lauf der Monate, der Jahre, lernen die Tränen zu schweigen, bis sie nicht mehr zu hören sind. Doch sie sind noch da, und die Zeit wird sie niemals austrocknen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen